Schwierigkeiten internationaler Verhandlungen selbst erfahren


Eine UN-Simulation zum Syrienkonflikt

Es ist allgemein bekannt, dass der UN-Sicherheitsrat Entscheidungen über Resolutionen und Friedenskommissionen im Sitzungssaal des UN-Hauptquartiers in New York City fällt.

Am 17. Januar 2019 fand eine Simulation einer solchen Sitzung in unserer Schule im Wahlfach Internationale Politik bei Herrn Fischer statt. Als UN-Generalsekretär leitete Martin Schunk, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V., die Sitzung.

Der Entwurf des Generealsekretariats beinhaltete einen Resolutionsentwurf, der eine Friedensbestrebung im Syrien-Konflikt zum Ziel hatte. Eine Woche vorher wurden uns, Schülerinnen und Schülern aus den 12. Klassen, Länderkarten zugeteilt. Jeweils zwei Schüler oder Schülerinnen vertraten ein UN-Mitgliedsland und dessen Interessen.

Delegierte bei der Arbeit

Die Sitzung begann mit der Anwesenheitsprüfung der jeweiligen Länder, die anschließend pro Delegierten 30 Sekunden Zeit hatten ein Eröffnungsplädoyer zu halten, um ihre Position im Konflikt kurz darzustellen. Danach eröffnete der Generalsekreter die Sitzung, indem er insgesamt sechs Beschlüsse des Resolutionsentwurfs vorlas und den Delegierten die Möglichkeit gab, diese nach Bedarf zu verändern. Daraufhin hatten alle anwesenden Länder die Aufgabe, über Beschluss und Änderungen abzustimmen. Während manche Abstimmungen deutliche Ergebnisse zeigten, gab es auch Unstimmigkeiten, die den Prozess verlangsamten. Aufgefallen sind diese vor allem, wie sollte es auch anders sein, zwischen den „alten Streithähnen“: den Vereinigten Staaten und der Russischen Föderation. Ein ständiges Hin und Her von Anschuldigungen und Provokationen beider Seiten dominierte die Generalversammlung. Die restlichen Staaten schlossen sich, je nach Interesse, den Vorschlägen von West oder Ost an.

Rückblickend können wir sagen, dass uns dieses Projekt viel Freude bereitet hat: Nicht nur der Spaß- sondern auch der Lernfaktor waren hoch. Anstatt den Syrien-Konflikt und den Aufbau des UN-Sicherheisrates in einer normalen Doppelstunde Internationale Politik kennenzulernen, befassten wir uns drei Stunden aktiv mit den Themen und konnten unser Wissen darüber so nachhaltig stärken. Natürlich ist uns bewusst, dass dies weit weg von einer echten UN-Versammlung war, jedoch hatten wir, dank Martin Schunk, die Möglichkeit, einen kleinen Einblick hinter die Kulisssen der Weltfriedensorganisation zu bekommen.

Anfänglich fiel es schwer, sich in die Rolle eines Delegierten im UN-Sicherheitsrat einzufinden. Wir fanden aber schnell Gefallen daran und blühten im Laufe der Sitzung auf, indem wir politisch sowie diplomatisch Probleme und Lösungen ausdiskutierten. Insgesamt dauerte die Simulation der UN-Sicherheitsratsitzung von 13.30 Uhr bis 16.30 Uhr an.

Am Ende der Sitzung führten wir, die Delegierten der 15 Mitgliedsstaaten der UN, eine Abstimmung über die Inkraftsetzung des besprochenen Resolutionsentwurfs durch. Spätestens hier wurde klar: Eine einstimmige Einigung über den Konflikt und dessen Lösung zu finden ist schwieriger als gedacht. Es war nämlich Russland, dessen Interessen zu kurz kamen. Sein Veto-Recht als eines der fünf ständigen Mitglieder der UN verhinderte letztendlich den von den restlichen Ländern bewilligten Resolutionsentwurf für eine Friedensbestrebung in Syrien. Wir erfuhren am eigenen Leibe, wie langwierig eine solche Verhandlung und wie hinderlich das Veto-Recht schlussendlich für das Finden einer Lösung in der UN sein kann.

Wir wünschen nachkommenden 12. Klassen, diese Erfahrung auch machen zu dürfen und danken unserem Wahlpflichtfachlehrer Herrn Fischer für diese unterhaltsamen und abwechslungsreichen Unterrichtsstunden. Dafür hat es sich ausnahmsweise gelohnt, länger in der Schule zu sitzen!

von Albulena Zeqiraj, Klasse 12E