Wie auch immer man diese Fragen für sich beantwortet. Für uns stand fest: Die Inschrift des Schildes muss mit Leben gefüllt werden. So kam es zur Gründung des Wahlkurses „Couragiert“, dem an unserer Schule zwei Lehrer*innen und 10 Schüler*innen angehören.
Im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ sind Kinder und Jugendliche aktiv, weil es sie stört, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer Sexualität oder aufgrund ihrer Religion beschimpft, gemobbt oder gar körperlich bedroht werden.
Am Beginn des Schuljahres brachte uns ein großes schwarz-weißes Metallschild mit der Aufschrift „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“, das kaum übersehbar im Eingangsbereich der Robert-Bosch-Fachoberschule prangt, zum Nachdenken.
Schule ohne Rassismus – ist das nicht ganz schön unrealistisch? Was heißt „Courage“? Und hängen diese Schilder nur deswegen in so vielen Eingangsbereichen pädagogischer Einrichtungen, um damit das Image der Schulen aufzuwerten?
Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage beschränkt sich nicht auf die Mitglieder eines Wahlkurses, sondern ist ein Projekt für alle Schulmitglieder. Es bietet Schüler*innen und Pädagog*innen die Möglichkeit, das Klima an ihrer Schule aktiv mitzugestalten. Und zwar, indem sie sich bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wenden. Wir sind Teil des größten Schulnetzwerkes in Deutschland. Ihm gehören über 3.600 Schulen an.
In diesem Jahr organisierten wir eine Lesung mit dem Autor, Bühnenliterat, Moderator, Fotograf und deutschen Meister im Poetry-Slam Pierre Jarawan. Am 25. November hielt er an unserer Schule einen spannenden Vortrag über seine Vergangenheit, die Geschichte des Libanons und den Hintergrund seiner Bücher. Sein Romandebüt „Am Ende bleiben die Zedern“ ist preisgekrönt und mittlerweile ein internationaler Bestseller. Jarawan gibt in seiner Literatur dem berechtigten Gefühl Ausdruck, zwei Heimaten in einem Herzen zu tragen.
Durch kreative Aktionen (Schulradio, Aushänge im Klassenzimmer und im Schaukasten) erinnerten wir an diverse Gedenk- und Jahrestage, wie den Holocaust-Gedenktag am 27.Januar, den rechtsextremistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar oder den Weltfrauentrag am 08. März.
Ein weiteres Highlight war unsere Ausbildung zu Medienscouts. Bei diesem Projekt werden Schüler*innen zu Medienexpert*innen ausgebildet, die ihr Wissen im peer-to-peer-Verfahren an andere Jugendliche weitergeben. Im Zuge der Fortbildung setzten wir uns mit den Grundlagen der Online-Sicherheit, Privatssphäre und Datenschutz, Cybermobbing, Fake-News, exzessiver Mediennutzung und Hatespeech auseinander. Medienbildung liegt uns am Herzen! Daher organisieren wir für die Schüler*innen unserer Schule regelmäßig kostenlose Tages- und Wochenzeitungen.
Am 30.03.2022 besuchten wir die Ausstellung „John Heartfield. Fotografie plus Dynamit“ im NS-Dokuzentrum München. John Heartfield (1891–1968) gehört zu den innovativsten Künstler*innen des 20. Jahrhunderts. Seine politischen Fotomontagen wurden zu Ikonen im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Bis heute haben sie nichts von ihrer Sprengkraft eingebüßt und dienen als Inspirationsquelle für bissige Collagen und Memes.
Mit unserem Schaukasten im 3.OG (neben dem Raum 3.06) informieren wir über aktuelle Themen und Projekte, machen auf Persönlichkeiten aufmerksam, die sich für Gleichberechtigung und Menschenrechte engagieren, erinnern an Gedenktage und liefern Denkanstöße durch inspirierende Zitate.
Auch wenn weder unsere Welt noch unsere Schule frei von Rassismus und Diskriminierung ist und der Slogan „Schule ohne Rassismus“ kein Gütesiegel darstellt, sondern das stete Ziel der Schulgemeinschaft sein muss, blicken wir mittlerweile unkritischer und manchmal sogar ein wenig Stolz auf das schwarz-weiße Schild mit der Aufschrift „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“. Denn es erinnert uns an die vielen schönen gemeinsamen Aktivitäten innerhalb des Wahlkurses und mahnt uns zugleich, uns weiterhin für Toleranz, Gleichberechtigung und Menschenwürde zu engagieren. Beherzt und mit Courage!
Ganz herzlich möchten wir uns beim Förderverein unserer Schule für die finanzielle Unterstützung bedanken. So tolle Projekte wie die Ausbildung zu Medienscouts oder die Lesung mit Pierre Jarawan wären ohne diese großartige Hilfe nicht umzusetzen gewesen.
Falls Sie neugierig auf unsere Arbeit geworden sind, Anregungen für uns haben oder als Schüler*in im nächsten Jahr Mitglied unseres Wahlkurses werden möchten, kontaktieren Sie uns gerne per Mail: Herr Rümelin oder Frau Platzer.
Text und Organisation „Wahlkurs Couragiert“:
Stephanie Platzer und Martin Rümelin