In dem Erasmus+ Projekt „Overcoming and Breaking Stereotypes: Looking for social cohesion in Europe“ (OBST) werden in unterschiedlichen Aktionen Konzepte und Unterrichtsmaterialien erarbeitet, mit denen sich Jugendliche mit dem Thema „Vorurteile gegenüber anderen Nationen und anderer Herkunft“ beschäftigen und lernen, diese Vorurteile zu erkennen und zu überwinden.
Diese Aktionen erarbeiten die Schülerinnen und Schüler der teilnehmenden Länder (in den Jahren 2015-2018) gemeinsam während der Wahlkursfahrten, welche abwechselnd in den Schulen und Städten der Partnerschulen in Kroatien, Spanien, Italien, Polen und Deutschland stattfinden.
Dieses Mal ging es nach Turin, wo es unsere Aufgabe war, kurze Videos zu drehen, in denen wir stereotypische Denkweisen behandeln und negative Vorurteile entkräften. Der Videodreh war eine spielerische Methode, um die Jugendlichen der teilnehmenden Länder zur Kommunikation miteinander anzuregen, und hat dazu beigetragen, dass man sich schnell untereinander kennen gelernt und verstanden hat. Wir haben uns in kürzester Zeit mit den Schülerinnen und Schülern aus Italien, Polen, Spanien und Kroatien angefreundet, und auch die Umgewöhnung der Sprache vom Deutschen ins Englische fiel uns leicht. Nach einiger Zeit haben wir sogar mit unseren deutschen Mitschülern auf Englisch geredet!
Doch nun zu unseren Tätigkeiten: Nach einer 8-stündigen Busfahrt
kamen wir als letzte aller Gruppen im Hostel Open011 in Turin an. Wir
haben schnell unsere Zimmer bezogen und uns anschließend kurz die
Innenstadt angesehen, in der wir auf die Gruppe der Kroaten und Spanier
gestoßen sind und erste Unterhaltungen führen konnten. Wieder im Hostel
angekommen, trafen wir nun auch die polnischen Schüler beim Abendessen.
Da wir alle müde von unserer Anreise waren, sind wir früh schlafen
gegangen, um am nächsten Tag fit zu sein. Um 08:30 Uhr wurden wir alle
bei unserer Unterkunft abgeholt und zu Fuß zur Schule gebracht, wo wir
dann endlich auch die italienische Gruppe kennenlernen konnten, die uns
nett mit einer Präsentation begrüßt und uns über die Tätigkeiten der
anstehenden Tage aufgeklärt hat. Es erfolgte eine Aufteilung in
internationale Teams mit den Namen: Apple – Screen Writing, Grape –
Shooting und Strawberry – Editing, da die Italiener mit der deutschen
Bedeutung des Akronyms „OBST“ gespielt haben.
Die größte Gruppe war das Screen Writing Team, dessen Arbeit mit einem
großem Brainstorming begann, bei dem erst einmal alle Vorurteile
gesammelt wurden, die die vertretenen Nationen einander gegenüber
hatten. Um den Sinn des Projekts im Video verdeutlichen zu können, und
zwar, dass wir alle gleich sind, wurden im Anschluss auch
Gemeinsamkeiten gebrainstormed.
Fertig mit dem Sammeln der Ideen ging es zügig weiter mit einer weiteren
Unterteilung in drei Arbeitsgruppen, die jeweils ein Skript für einen
Videoclip schrieben, der anschließend verfilmt wurde.
Dabei kamen folgende drei Skripte (später Clips) zustande (die ihr euch auf der Website www.stop-stereotyping.eu/obst/ selbst ansehen könnt):
Clip 1: „International Party“
Clip 2: „Sliding Doors“
Clip 3: „At the Restaurant“
Im Shootingteam haben wir die Grundlagen der Kamerabedienung erlernt und
um unser neues Wissen anzuwenden, haben wir daraufhin zur Vorbereitung
auf den anstehenden Videodreh viele professionelle Bilder voneinander
geschossen. In der Gruppe Editing haben uns Experten einer anderen
Schule die Grundlagen des Programms „Adobe Premiere“ (Bearbeitung und
Schnitt von Videos) sowie „Photoshop“ näher gebracht, sodass wir die
Videos später nachbearbeiten und schneiden konnten.
Nachdem alle drei Arbeitsgruppen mit ihren ersten Aufgaben fertig
waren, haben alle „Apples“ und einige „Strawberries“ und „Grapes“ eine
Rolle als Schauspieler in den Clips erhalten, die von einem Teil des
Shooting Teams gefilmt wurden. Alle anderen konnten währenddessen z.B.
durch Beratung des Filmteams ihr neu aufgebautes Wissen vertiefen.
Am Donnerstag, als alle Filme „im Kasten“ waren, kam das Editing-Team
zum Einsatz, das die Videos bearbeitet und präsentierfähig gemacht hat.
Am Freitag war endlich alles fertig, und wir konnten uns gemeinsam
ansehen, was wir in dieser Woche geleistet haben.
Neben der anstrengenden Arbeit in der Schule hatten wir bei Ausflügen
und der Freizeitgestaltung die Möglichkeit, unsere internationalen
Freundschaften zu vertiefen und die Stadt besser kennen zu
lernen.
Ein weiteres Highlight war das „Museo Nazionale Del Cinema“. In diesem
berühmten Filmmuseum Turins erfuhren wir allerlei Wissenswertes zur
Geschichte des Films und zur Produktion von Filmen und konnten
Requisiten von bedeutenden Werken bestaunen. Das Museum befindet sich in
einem Turm mit dem Namen Mole Antonelliana, einem faszinierenden Bau,
welcher auch Wahrzeichen der Stadt Turin ist. Zum Abschluss fuhren wir
mit einem gläsernen Aufzug durch das ganze Museum bis hinauf in die
Kuppel des Turmes. Von dort hatten wir einen wundervollen Blick über das
nächtliches Turin.
Jeder von uns würde jeder Zeit wieder am Erasmusprojekt und der
Wahlkursfahrt teilnehmen, da wir sehr viel Spaß hatten und zahlreiche
positive Erfahrungen für das Leben mitnehmen konnten. Wir haben gelernt,
uns sozial zu integrieren, wurden kommunikationsfähiger und haben uns
durch das Mitwirken in einem so wichtigen Projekt wertvoll gefühlt, was
unser Selbstbewusstsein enorm gesteigert hat und dem ein oder anderen
sogar dabei geholfen hat, gewisse Ängste und seine Schüchternheit zu
überwinden. Bei der Zusammenarbeit in den internationalen Gruppen haben
wir ein Wir-Gefühl aufgebaut und internationale Kontakte geknüpft, die
uns eventuell weitere Auslandsaufenthalte ermöglichen. Außerdem
herrschte stets eine angenehme, positive Atmosphäre und durch viel
Kommunikation und die gemeinsame Freizeit haben wir gemerkt, dass die
meisten Vorurteile gar nicht zutreffen. Ganz im Gegenteil sogar: Wir
konnten unsere Gemeinsamkeiten entdecken, also dass wir alle Jugendliche
mit ähnlichen Zielen, Hoffnungen, Problemen und Interessen, wie z.B.
Musik, Sport, Schule, … sind. Und nicht zuletzt war es eine Gelegenheit,
unsere Englischkenntnisse zu verbessern bzw. in der Praxis anzuwenden,
so dass wir nun wissen, welche Wörter und Vokabeln im Sprachgebrauch
tatsächlich wichtig sind und eventuell nochmal wiederholt werden
sollten.
Für all das danken wir Schülerinnen und Schüler auch dem Förderverein
der Städtischen-Robert-Bosch-Fachoberschule, der es uns durch seine
großartige Unterstützung ermöglicht hat, unvergessliche Erfahrungen und
Eindrücke zu sammeln!
Chiara Treffer, 11HIW