Nachdem wir im Literaturhaus nahe dem Marienplatz angekommen waren, wurden wir zunächst von unserer Museumsführerin darüber aufgeklärt, weshalb die Ausstellung in und auf einem Baugerüst aufgebaut wurde. Wie ein Bücherverbot kann man dieses ganz einfach aufbauen und wieder abbauen.
Den Anfang der Ausstellung stellt einen kleinen Geschichtsexkurs dar, der von den Anfängen der Bücherverbote handelt. Wir erfuhren, dass eines der ersten verbotenen Bücher ein Wörterbuch war, welches für Sklaven in den USA gedacht war, damit die Sklaven die Sprache lernen konnten. Neben dem Buch stand auf einem Infoschild ein Zitat von einer Sklavin aus Alabama, durch welches man verstehen konnte, was viele Sklavenhalter durch dieses Buch befürchteten: „Niemandem von uns war es erlaubt, ein Buch zu sehen oder zu versuchen, etwas zu lernen. Sie meinten, wir würden schlauer als sie, wenn wir etwas lernen. (…) Und wir lernten. Ich kann nun einigermaßen lesen und auch ein bisschen schreiben.“ Außerdem gab es im Geschichtsexkurs einen Computer, an dem die Besucher der Ausstellung etwas eintippen konnten und die Nachricht dann auf einem kleinen Fernseher verzerrt ankam. Der Verfasser sollte sich dadurch in die Situation hineinversetzen, wie es ist, wenn eine Nachricht ungewollt verschlüsselt wird.
Der Hauptteil der Ausstellung ist in drei verschiedene Kategorien eingeteilt. Die Kategorien richten sich nach den Gründen der Verbannung von Büchern: der Religion, der Moral oder der Politik.
In jeder der drei Kategorien wird ein Buch hervorgehoben, beispielsweise auch das Buch „The Satanic Verses“ des indischen Autors Salman Rushdie, welches wegen seines religiösen Inhaltes in vielen Ländern wie Indien, Saudi-Arabien, Iran, Thailand etc. verboten ist. Der iranische „Oberste Führer“ Chomeini sprach bei der Veröffentlichung des Buches 1988 ein Todesurteil über Salman Rushdie aus und bot ein hohes Kopfgeld. Nicht nur der Autor, sondern auch Menschen, die sein Buch übersetzt haben, müssen um ihr Leben fürchten. In Deutschland ist der Verlag sowie die Übersetzer des Buches unbekannt.
Im moralischen Kontext wurde das Buch „Gender Queer“ von Maia Kobabe hervorgehoben, welches in vielen US-Bundestaaten und Schulen verboten wurde, da sich Eltern beschwert hatten, dass ihre Kinder so etwas nicht lesen sollten. Das Buch ist eine kleine Biographie des Verfassers, welcher selber queer ist und seinen Weg zur Selbstfindung durch einen Comic erzählt.
Für den politischen Kontext wurde das Buch „Wu Han“ von Liao Yiwu gewählt. Es handelt von der politischen Verfolgung in China und der Politik in China, weshalb es auch in China verboten wurde. Das Buch wurde nie auf Chinesisch herausgebracht. Liao Yiwu wohnt nun im Exil in Deutschland.
Am Ende der Ausstellung konnten die Schülerinnen und Schüler noch einen Blick auf Bücher werfen, bei denen überlegt wird, ob bestimmte Begriffe korrigiert werden müssen, da sie veraltet sind und Menschen beleidigen, und ob dies sinnvoll erscheint. Außerdem durften sich die Ausstellungsbesucher mit der Frage auseinandersetzen, ob es richtig ist, Bücher zu verbieten, wenn sie gegen das Persönlichkeitsrecht verstoßen. Am Schluss konnten alle eine Rezession über die Ausstellung schreiben oder andere Rezessionen lesen. Audiogeräte standen am Ende der Führung für alle Interessierten bereit und man konnte die Ausstellung noch alleine weitererkunden.
Die Ausstellung war sehr interessant und informativ und wir können allen empfehlen, diese zu besuchen. Herzlichen Dank an den Förderverein, der die Eintrittsgebühren übernommen hat und uns somit den Besuch ermöglichte.
Text: Tatjana Müller (13 B)
Organisation: Martin Rümelin und Stephanie Platzer