Gibt es gutes und böses Kapital? – Eine Weihnachtsvorlesung an der Hochschule Fresenius

Am letzten Schultag vor Weihnachten besuchten dieses Jahr wieder fünf 11. Klassen und eine 13. Klasse eine eigens für uns gehaltene VWL-Vorlesung am Campus der Hochschule Fresenius. Dies ist bereits eine langjährige Tradition und wir sind froh, dass unsere Schülerinnen und Schüler einen Einblick in das Studium auf diese sehr schöne Art und Weise erhalten.
Zunächst erhielten wir eine virtuelle Campus-Führung, indem uns die Hochschule und Hochschulverwaltung mit ihrer Studentenkanzlei über eine PowerPoint Präsentation erläutert wurde. Im Anschluss folgte dann die eigentliche Vorlesung.

Das diesjährige Thema „Gibt es gutes und böses Kapital? Wie sollen und wollen wir mit privaten Investoren in Deutschland umgehen?“ war dabei wieder sehr aktuell, wenn auch sehr fordernd, wenn nicht gar für einzelne überfordernd.

Prof. Dr. Beivers begann seine Ausführungen mit der Knappheitsdebatte und dass die Bundesregierung nun einige Wortneuschöpfungen wie „Sondervermögen“ kreiert hat, was eindeutig besser klingt, als „Schuldenmachen“. Durch das neue Bundesverfassungsgerichtsurteil zur Schuldenbremse sieht sich die Bundesregierung im Dilemma, dass neue Investitionen (z.B. für Schulen, Infrastruktur) und somit zwangsläufig neue Schulden notwendig sind, sie aber wegen der Schuldenbremse keine Schulden machen darf. Daher stellt sich die Frage, ob Schuldenmachen um zu investieren nicht „gutes Kapital“ ist, und somit eine Rechtfertigung des Schuldenmachens darstellt.

Daraus resultiert die Frage: Woher soll nun das Geld für Investitionen kommen?

Hier bieten sich ausländische Finanzinvestoren an, wobei v.a. aus USA, China, Schweiz und der Türkei in Deutschland investiert wird. Das Image dieser Investoren steigt dabei mehr, wenn sie in Bildung oder Kliniken investieren als in Rüstung. Aber ist es denn anständig und gerecht, dass man mit Bildung und Krankheit Geld verdient? Diese wirtschaftsethische Frage stellte Prof. Dr. Beivers und gab gleichzeitig zu bedenken, dass in Deutschland derzeit mehr Kapital abfließt, also zu wenig ausländische Investoren in Deutschland investieren. Nach einem wirtschaftsgeschichtlichen Überblick von Aristoteles über Thomas von Aquin bis zur Pareto-Optimalität als Verteilungsgerechtigkeit kam Prof. Dr. Beivers zu Milton Friedmans Begriff der „Unternehmensverantwortung“. Und so schloss auch die Weihnachtsvorlesung eher moralisch mit dem Ergebnis, dass wir Finanzinvestoren brauchen, die aber den Anstand des „ehrbaren Kaufmanns“ laut §1 IHK-Gesetz haben sollten und keine Steuerflucht betreiben sollten.

Wir danken der Hochschule Fresenius, v.a. Herrn Prof. Dr. Beivers und dem Team der Schulworkshops für diese schöne Weihnachtsvorlesung, die uns rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest moralisch aufgewühlt hat und freuen uns schon auf die nächste Weihnachtsgeschichte…

Text: B. Heimpel